- Inflation in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg
- Inflation in Deutschland nach dem Ersten WeltkriegDie Entwertung der Mark hatte bereits im 1. Weltkrieg mit der durch Kredite getragenen Kriegsfinanzierung begonnen. Sie setzte sich verstärkt nach Kriegsende durch die hohen Kriegsfolgelasten (Umstellung von Kriegs- auf Friedensproduktion, Wiedereingliederung der Soldaten, Unterstützung der Arbeitslosen, der Kriegsgeschädigten, Flüchtlinge und Verwundeten) sowie durch Demontagen und Reparationsverpflichtungen fort. Während die Gold- und Devisenbestände des Reiches mehr und mehr dahinschwanden, ergab sich infolge des fortwährenden überhöhten Banknotendrucks zur Befriedigung des Devisenbedarfs ein bald unübersehbarer Geldüberhang, durch den Warenknappheit, Preistreibereien, Spekulationen und Kapitalflucht ins Ausland ausgelöst wurden. Die finanzielle Unterstützung der im Ruhrkampf passiven Widerstand leistenden Bevölkerung beschleunigte die Inflation noch zusätzlich, der Wert der Mark sank nun rapide in eine bodenlose Tiefe. Hatte ein US-Dollar im Juli 1914 4,20 Mark und im Juli 1919 bereits 14 Mark gekostet, so mussten im Januar 1922 schon 191,80 Mark für einen Dollar bezahlt werden. Im Januar 1923 kostete der Dollar bereits 17 972 Mark, im August 1923 war die Talfahrt der Mark bei 4 620 455 Mark pro Dollar angekommen und endete am 15. November 1923 mit der Notierung: 1 Dollar = 4,2 Billionen Mark. Die Besitzer von Sachwerten wurden von der Inflation kaum betroffen. Da die Reichsbank nicht nur dem Staat, sondern auch der Industrie laufend kurzfristige Kredite aus der vermehrten Banknotenausgabe gab, konnten viele Unternehmer ihren Besitz beliebig ausbauen und erweitern und ihre Schuldverpflichtungen mit dem inzwischen weiter entwerteten Geld bezahlen, sodass ihre Neuerwerbungen praktisch nur geringfügige Kosten verursacht hatten. Einige Unternehmer wie der Großindustrielle Hugo Stinnes bauten sich so mithilfe der Inflation ein riesiges Wirtschaftsimperium auf. Auf der anderen Seite wurde der gesamte Mittelstand, der keine Sachwerte, sondern nur Geldersparnisse besaß, durch die völlige Entwertung der gesamten Sparguthaben besonders betroffen und verarmte.
Universal-Lexikon. 2012.